SEGEBERGER MANIFEST von 2018

„KULTUR IST KEIN ORNAMENT. SIE IST DAS FUNDAMENT, AUF DEM UNSERE GESELLSCHAFT STEHT UND AUF DAS SIE BAUT.

ES IST AUFGABE DER POLITIK, DIESES ZU SICHERN UND ZU STÄRKEN.“

(Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“, 2007).

Die Idee eines kulturhistorischen Museums in der Kreisstadt Bad Segeberg ist nicht neu; erste Ansätze reichen bis in die 1930er/1950er- Jahre zurück und mündeten in der Einrichtung eines „Heimatmuseums“. Nach weiteren Jahrzehnten wurde jedoch deutlich, dass der Kreis Segeberg inzwischen das Schlusslicht in der Museumslandschaft aller Kreise Schleswig-Holsteins darstellt. Die Mitglieder der im November 2018 gegründeten Initiative Zukunft (Sprecher der Initiative Prof. Asmus J. Hintz, Bürgervorsteherin Monika Saggau und Museumsleiter Nils Hinrichsen) widmeten sich der Aufgabe, diese Lücke zu schließen: Mit einem „historischen Umzug“ und einer anschließenden Podiumsdiskussion im Rathaus wurde im November 2018 die breite Öffentlichkeit über das Projekt informiert und einbezogen. – Die Resonanz war überwältigend und hat uns in der Forderung nach einem Kreis- und Stadtmuseum in Bad Segeberg bestärkt!

Die wesentlichen Forderungen zur Einrichtung eines Segeberger Vollzeitmuseums sind im „Segeberger Manifest“ proklamiert worden. An der Fassade des präferierten Museumsgebäudes, dem historischen Palais Wichmann (ehem. Höhlenkrug-Bäckerei), hängt seitdem ein Banner mit dem „Segeberger Manifest“.

Segeberger Manifest

zur Errichtung eines zentralen kulturhistorischen Vollzeit-Museums in Bad Segeberg bis zum Jahre 2025 im ehemaligen Palais Wichmann (Höhlenkrug)

Präambel

Die Kreisstadt Bad Segeberg schaut auf eine fast 800jährige Geschichte mit gravierenden Schicksalsschlägen und enormen Wandlungen zurück.

Das zentrale Element in der Entstehung von Kreis und Stadt war über 500 Jahre hinweg die Siegesburg. Diese mächtige Höhenburg auf dem Kalkberg spielte eine zentrale Rolle in der Vogtei/im Amt, bis sie – zuletzt noch einmal Schauplatz von europäischer Tragweite – aus der Geschichte verschwand.

Der heutige Kreis Segeberg ist das Ergebnis einer Entwicklung vom Hochmittelalter bis in die frühen 1970er Jahre. Von der mittelalterlichen Burgvogtei über das frühneuzeitliche Amt Segeberg bis hin zum Kreis in der preußischen Provinz/im Bundesland Schleswig-Holstein ist hier ein Prozess von herausragender historischer Bedeutung in Schleswig-Holstein zu verfolgen.

In sämtlichen Kreisen Schleswig-Holsteins existieren bedeutsame und beachtenswerte (kultur-)historische Museen mit Ausstellungen zu den jeweiligen Landes-, Kreis- und Stadtgeschichten sowie Darstellungen der Alltagskultur aus den einzelnen Epochen und Regionen – mit Ausnahme des Kreises Segeberg! Der Kreis und die Stadt Bad Segeberg bilden das Schlusslicht der Museumspädagogik in Schleswig-Holstein.

Die Kreisstadt Segeberg braucht ein Kreis- und Stadtmuseum in einem Gebäude mit ausreichender Größe und erkennbar historischer Relevanz.

Fakten

Es fehlt …

… ein kulturhistorisches Kreismuseum als außerschulischer Lernort

Die Kreisstadt Bad Segeberg ist zentraler Standort für zahlreiche schulische Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft und Trägerschaft des Kreises mit Tausenden von Schülerinnen und Schülern. Alle diese Schüler und Schülerinnen brauchen ein zentrales kulturhistorisches Kreismuseum als außerschulischen Lernort mit didaktisch aufbereiteten Ausstellungsthemen zur Regionalgeschichte des Kreises und in Räumen angemessener Größe, wie es in allen anderen Kreisen Schleswig-Holsteins längst Standard ist.

… ein Museum nach den Standards des Deutschen Museumsbundes

In der „Museumslandschaft“ der Kreisstadt Bad Segeberg existiert bislang kein Museum, das den Mindestkriterien an ein Museum nach den Standards des Deutschen Museumsbundes (DMB) entspricht. Die Größe, Stellung und historische Bedeutung der Kreisstadt macht aber deutlich: Bad Segeberg braucht ein Museum, in dem die definierten Aufgabenfelder standardisierter Museumsarbeit – d. h. „Sammeln“, „Bewahren“, „Forschen und Dokumentieren“ sowie „Ausstellen und Vermitteln“ – anwendbar sind. Ferner gibt es kein ausreichendes Platzangebot für Dauer- und Sonderausstellungen, Museumspädagogik, Sonderveranstaltungen, Workshops, Vorträge und die dauerhaft gesicherte Magazinierung des Sammlungsbestandes.

… ein attraktives Museumsangebot für Stadtmarketing

Der Tourismus- und Klinikstandort Bad Segeberg ist Aufenthaltsort Tausender Erholungssuchender sowie zahlreicher Klinik- und Feriengäste – allein mit jährlich über 350.000 Besuchern durch die Karl-May-Spiele. Zur Stärkung des touristischen Angebots braucht die Stadt Bad Segeberg ein hochwertiges Museum mit Dauer- und Wechsel-Ausstellungen zu lokal- und regionalhistorischen Themen, die das kulturelle Angebot der Stadt entscheidend bereichern und die zusammen mit anderen Kultureinrichtungen einen Anreiz zu längeren Aufenthalten für Stadtgäste bieten. Auch die vom Stadtzentrum etwas abgerückte, aber sehr reizvolle Bad Segeberger „Altstadt“ am Fuße des Kalkberges muss durch einen dauerhaft gesicherten Museumsstandort in angemessenen Dimensionen und Standards aufgewertet werden.

… eine Museumszentrale für den Kreis

Die musealen Einrichtungen und kulturhistorischen Stätten der umliegenden Orte mit ihren besonderen inhaltlichen Ausrichtungen verdienen eine Berücksichtigung im Ausstellungskonzept sowie im Veranstaltungsprogramm eines Segeberger Kreismuseums. Ein Segeberger „Kreis- und Stadtmuseum“ bietet darüber hinaus die Möglichkeit eines zentralen Start- und Zielpunktes, etwa für touristische (Rad-)Touren zu den umliegenden Heimat-, Dorf- und Spezialmuseen sowie zu den weiteren Attraktionen des Kreises Segeberg, z. B. zu den umliegenden „Rantzau-Steinen“.

… ein Vollzeit-Museum für Kreis und Stadt

Der Kreis Segeberg unterhält bislang keine museale Einrichtung, weder mit kulturhistorischer oder landesgeschichtlicher noch mit kunsthistorischer Ausrichtung. Auch die Kreisstadt Bad Segeberg hat die Unterhaltung eines Museums durch die Übergabe ihres einstigen Heimatmuseums an einen anderen Träger abgegeben. Dieses Museum entspricht eher den Kriterien eines Freilichtmuseumsgebäudes und ermöglicht trotz aller bislang umgesetzten Neuerungen nicht annähernd die Erfordernisse eines vollwertigen Museumsbetriebes.

Die Defizite des Segeberger Museums im Alt-Segeberger Bürgerhaus (Gebäude von 1541; 1964 bis 2011 als Heimatmuseum geführt) sind mannigfaltig:

  • • fünf Monate Winterpause, weil nicht beheizbar
  • • keine museumspädagogischen Räume
  • • keine Räume für Sonderausstellungen
  • • kein Museums-Café
  • • keine ausreichende Personalbesetzung
  • • keine angemessenen (behindertengerechten) WCs
  • • keine Räumlichkeiten für Garderobe etc.
  • • unterrepräsentabler Platz für die Darstellung der Stadtgeschichte
  • • keine Darstellung der Kreisgeschichte
  • • erheblicher Sanierungsstau des Altgebäudes

Bad Segeberg braucht ein Museum mit ausreichenden Räumlichkeiten und den allerorts üblichen Einrichtungen (Museumspädagogikraum, Museums-Café, angemessene sanitäre Anlagen, Garderobe, Heizung, …), das zudem ganzjährig geöffnet hat und in das aufgrund entsprechender Klima-, Licht- und Sicherheitsstandards Leihgaben anderer Museen ausgeliehen werden können.

Forderung

Die Initiative Zukunft fordert die Politiker*innen und Leitungsgremien des Kreises und der Stadt Segeberg auf, zur Behebung der vorgenannten Defizite bis zum Jahre 2025 ein in Vollzeit betriebenes Kreis- und Stadtmuseum in einem Gebäude mit ausreichender Größe und erkennbar historischer Relevanz – z. B. im Palais Wichmann (Höhlenkrug) – zu betreiben. Die Initiative Zukunft bietet an, mit fachlicher Expertise die Realisierung zu begleiten.

Prof. Asmus J. Hintz –  Monika Saggau – Nils Hinrichsen, M.A.

Bad Segeberg, August 2018

Aus der Proklamation des Segeberger Manifests resultierte die Gründung des Fördervereins Kreismuseum, die am 06. Februar 2019 als „Förderverein für das Segeberger Kreis- und Stadtmuseum“ von den Gründungsmitgliedern Prof. Asmus J. Hintz, Monika Saggau, Jochen Saggau, Niels Oumar, Norbert Schmitt, Franco Sterl und Nils Hinrichsen vollzogen wurde.

Seit dem 11. April 2019 ist der Förderverein im Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.