GESCHICHTE & HIST. REKONSTRUKTION

SEGEBERG 1644 –
Schicksalsjahr einer Stadt
Eine Zeitreise in das 17. Jahrhundert
am Kalkberg -> in Virtual Reality

Bis zum frühen 17. Jahrhundert hatte sich am und auf dem Kalkberg eine bunt gemischte Zivilisation unterschiedlichster Prägung entwickelt: Keimzelle der heutigen Stadt Bad Segeberg war die „Siegesburg” auf dem Kalkberg, deren Anfänge bis in die Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückreichen. Am Fuße des Gipsfelsens entstand – zwangsläufig und anfänglich ungeplant – eine Siedlung, die zur Stadt Segeberg wurde. Zugleich entwickelte sich um die nahegelegene Marienkirche und das Augustiner-Chorherrenstift (beide aus dem 12./13. Jahrhundert stammend) eine zweite Siedlung: Gieschenhagen.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) kam es im Amt Segeberg zu einem spektakulären Fall bäuerlichen Widerstands gegen feindliches Militär: Nachdem im November 1643 schwedische Truppen Holstein, Schleswig und Jütland besetzten, rotteten sich 179 Bauernsöhne aus den Dörfern um Segeberg und unter dem Kommando des Segeberger Amtmanns Caspar von Buchwald zusammen und überfielen als „Schnapphähne“ wiederholt schwedische Truppen und Transporte. 

Im Sommer 1644 gerieten einige „Schnapphähne“ in schwedische Gewalt; unter Folter verrieten sie ihren Kommandanten, der seinen Amtssitz auf der längst verwaisten Siegesburg hatte. Zur Vergeltung befahl der schwedische General Lennart Torstenson daraufhin am 12. August 1644 die Zerstörung der Burg auf dem Segeberger Kalkberg. Mit Schwarzpulver und Brandbomben wurde das 500 Jahre alte Gemäuer in Trümmer gelegt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gestattete der Landesherr, Dänenkönig Friedrich III., die Beseitigung der Ruine und erstmals auch den Abbau des Kalkberges im Gipfelbereich. Mit dem anhaltenden Gipsbruch verschwand der Kalkberg in den nachfolgenden Jahrhunderten fast vollständig. Und die Stadt Segeberg verlor für alle Zeiten ihren Status als Burgsiedlung im Schatten der einst mächtigen Siegesburg.